Das Kräfteverhältnis war ungleich

Alle Mannschaftsmitglieder der Eintracht aus Wiesbaden kamen am Samstagabend gegen 21.17 Uhr ein letztes Mal in der Mitte des Feldes zusammen. Die zeitlose Forderung nach mehr Emanzipation erschallte ein letztes Mal in der Sporthalle am zweiten Ring, bevor, außer ein paar Hits von Nena und Pur, Ruhe einkehrte. Kein neuer Dress, kein zusätzlicher Sponsor und nicht einmal die Anwesenheit von etlichen Lebensabschnittgefährtinnen konnte die 0:3 Heimniederlage der Wiesbadener gegen die Gegner aus Stuttgart verhindern – doch der Reihe nach:

Der Spieltag begann mit einer kleinen Sensation. Nicht, dass der Vorsitzende pünktlich gewesen wäre oder dass wir uns zwecks mentaler und körperlicher Einstimmung 4,5 Stunden vor Beginn des Spiels trafen – nein: die neuen Trainingsanzüge wurden geliefert und kleideten die Eintrachtspieler in einem schicken weiß/schwarz. Würstchen verkaufend, anschreibend und Eintritt kassierend machten wir ein gutes Bild vor den Zuschauern der zweiten Damen des VCW, die gegen die Gäste aus Saarbrücken letztlich deutlich gewannen.

Die Voraussetzungen für das folgende Spiel der ersten Herren waren also durchaus gut, da sich – außer unserem leider weiterhin verletzten Libero – alle Mannschaftsmitglieder gesund und voller Tatendrang auf dem Spielberichtsbogen eintragen ließen. Das Ziel des Spieltags gegen den Tabellenzweiten war es, unser eigenes Spiel zu stabilisieren und die Stichelleien von Knudy vergessen zu machen – eine nicht allzu leichte Aufgabe.

Die Eintracht begann ambitioniert, lief aber einem frühen Rückstand hinterher. Eigentlich verliefen alle Sätze nach diesem Schema: Die Stuttgarter spielten keinen Zaubervolleyball, sondern machten wenig Fehler und spielten frech über die Mitte. Die Eintracht zeigte teilweise gute Aktionen, aber verlor immer mal wieder drei bis vier Punkte in Folge, wobei der resultierende Rückstand nicht mehr ausgeglichen werden konnte. Gegen Ende des dritten Satzes wurde es bei mehreren Matchbällen für Stuttgart durch zwei direkte Blockpunkte der Wiesbadener noch einmal knapp. 23:24 aus Sicht der Eintracht und Aufschlag von Alexander Arzt – normalerweise eine sichere Sache, wie er diese Saison schon einige Male mit beeindruckenden Ausnahmen unter Beweis stellte – doch heute nicht, denn der Ball wurde druckvoll serviert. Den folgenden Schnellangriff über die Mitte hatten die Spieler der Eintracht allerdings nichts entgegenzusetzen, obwohl der Block den Ball lang abfälschte. „Ich habe mir fast in die Hose gemacht vor Spannung, weil es nochmal so knapp wurde und dann so eine Scheiße beim letzten Ball – den hätte ja meine Oma erlaufen! Und einen Aufschlag durfte ich wieder nicht machen. Ich denke, dass ich über die Vertragsverlängerung noch einmal in Ruhe nachdenken muss.“ lies Flow Fraune verlauten.

„Das Kräfteverhältnis war ungleich“, resümierte ein fachkundiger Fan, während Christian Bähr kommentierte: „Ich wollte eigentlich heute mindestens zwei Blockfinger brechen, aber der Trainer dachte wohl, ich sei heute nicht fit oder so – anders kann ich mir nicht erklären, warum ich so lange draußen rumsitzen musste.“ Tatsächlich kamen fast alle Spieler der Eintracht zu ihrem Einsatz, wobei man unsere Felix Volze hervorheben muss, der erneut ein imposantes Blockspiel aufzog – offensichtlich bedingt durch die Anwesenheit seiner Gefährtin, die das ganze Spiel über lauthals den Einsatz ihres Liebsten forderte.

Konnte das Ziel des Spiels erreicht werden? Ja und nein. Ein stabiles Spiel sieht noch ein wenig besser aus, aber Ansätze sind definitiv vorhanden. „Letzten Endes war es vielleicht besser, dass dem Nachwuchs heute ein bisschen Spielpraxis gegeben wurde, man wird ja auch nicht jünger“, hörte man einen leicht säuerlichen Christian Beermann sagen – man merkte dass der Opa-Beermann-Style heute nicht den gewünschten Erfolg erzielte.

Am Samstag geht es zum Tabellennachbarn TSV Speyer und am 02.12.2012 steht das nächste Heimspiel gegen DJK Aalen an.