No country for old men

Man muss sich das mal vorstellen: „Trainerlizenz von Rodheim liegt nur als Kopie vor. Mannschaftskapitäne ohne Balken auf dem Trikot. Zwei Spieler von Rodheim tragen andere Hosen. Netzumhüllungen ohne DVV-Prüfzeichen.“ Ja, Leute, wo kommen wir denn da hin? Das ist moralische Verrottung. Prekariats-Volleyball. Es braucht aufrechte erste Schiedsrichter, die das alles im Spielbericht notieren, sonst würden wir auf dem Feld bald Zustände haben wie auf der After-Show-Party eines Bushido-Konzerts.

Schon vor dem Spiel gab es eine verdiente Lektion in Sachen Ordnung und Anstand: Auslosung nur im Trikot. Ich mein, scheiße, das ist schon wichtig. Wir spielen ja schließlich Volleyball. Und das nicht zum Spaß.

Das Spiel war trotzdem schön. Und das obwohl beide Mannschaften, Zweitligaabsteiger SG Rodheim und Vorjahresvize Eintracht Wiesbaden, nicht in Bestbesetzung antreten konnten. Bei uns fehlten Crazy Beermann und J-Örn Knuth, zwei Säulen unseres Spiels. Wir kompensierten das mit einer grandiosen Methusalem-Aufstellung, um die uns selbst Orplid Frankfurt beneidet hätte. Tim Gorbauch, Dirk Ullmann, Hans Klein und Ersatz-Libero Stefan Neumann, das sind alleine mal locker 160 Jahre Volleyballerfahrung.

Rodheim aber machte mehr Druck, vor allem in den Aufschlägen. Wir spielten, wie so oft gerade zu Beginn, eine Spur zu ängstlich. Das Resultat: kein schlechtes Spiel, aber trotzdem keine Chance. 20:25. Im zweiten wurden wir aggressiver, vor allem im Aufschlag und Block. Rinnen-Neumann, wie ihn Freunde wegen seiner Bowlingqualitäten nennen, organisierte die Annahme gut, das Angriffsspiel gewann an Tempo. 25:18.

Dann aber zeigte sich, warum Rodheim auch in diesem Jahr der Meisterschaftsfavorit ist. Sie stellten ihr Spiel konsequent um, Floaties statt Sprungaufschläge. Damit kamen wir nicht besonders zurecht. Und selbst eine erhebliche Verjüngung des Teams, Yannik Brandl für Hans Klein und Alex Schwab für Tim Gorbauch brachte keine Wende. 16:25. Im vierten Satz sah es lange nach einer Klatsche aus, zweite Auszeit bei 7:16. Die neue alte Eintracht zeigte dann aber Team- und Kämpferqualitäten und kam nach und nach zurück. Das 24:26 war dann vor allem Pech. Brachte aber die Erkenntnis, dass wir auch in der neuen Besetzung mit den Besten der Liga mithalten können.