„Wir waren einst ein wilder Haufen“

Die zweite Volleyball-Mannschaft der Wiesbadener Eintracht will einfach nur Spaß haben

Von Manfred Schelbert

Man schrieb das Jahr 1990. Eine Handvoll Jugendlicher hatte sich gerade durchgerungen, im damaligen Oberstufengymnasium West an einer Volleyball-AG teilzunehmen. Die Namen dieser Protagonisten? Thorsten Brüggemann, Jochen Wolf, Volker Brühl und Bastian Thomas.

Nanu, irgendwo hat man diese Namen doch schon gehört? Stimmt! Noch im letzten Jahr gingen Jochen Wolf und Bastian Thomas für den Zweitliga-Aufsteiger Eintracht Wiesbaden ans Netz. Und Thorsten Brüggemann ist derzeit Chef des Volleyball-Bundesligisten SG Eltmann.

Apropos Eintracht. Über Umwege gelangten die vier Rackerer schon 1990 zu den Rothemden, gerieten unter die Fittiche von Trainer Günter Brandl. „In der Anfangsphase ging es dort arg chaotisch zu“, erinnert sich Thomas. Gespielt hat die junge Truppe damals in der Kreisliga B. „Und in den ersten Spielen bekamen wir auf die Mütze“, weiß Brüggemann zu berichten. Was die jungen Helden jedoch kaum störte. „Wir waren damals ein wilder Haufen“, gesteht Thomas. „Es kam nicht selten vor, dass wir direkt von unserer Samstagabend-Party zum Spiel gefahren sind.“ Dass Günter Brandl die Truppe irgendwie dann doch bändigte, rechnet Bastian Thomas seinem damaligen Coach hoch an. Na ja, Brandl war schließlich Lehrer für Sonderschul-Pädagogik.

15 Jahre später, Herbst 2005. Bastian Thomas, Jochen Wolf und Thorsten Brüggemann sind heute 30 Jahre alt, stehen im Beruf ihren Mann und sind Familienväter. Doch der Volleyball hat sie seit den Anfängen nicht mehr losgelassen. Gemeinsam mit Marc Fritsch und Thorsten Kiss hatten Jochen Wolf und Bastian Thomas großen Anteil daran, dass die Eintracht den Aufstieg in die Zweite Bundesliga schafften. Und zum Klassenerhalt in der vergangenen Saison trugen sie auch ihr Scherflein bei.

Irgendwann nagt allerdings auch am enthusiastischsten Volleyballer der Zahn der Zeit, hatten auch die Herren Thomas und Wolf genug. „Der Aufwand war für uns einfach zu groß“, relativiert Bastian Thomas. „Mindestens dreimal in der Woche trainieren, 26 Wochenenden in Sachen Volleyball on Tour, das geht an die Substanz“, erläutert er.

Gedankenspiele, die auch die Mitstreiter Marc Fritsch, Ralph Schüttemeyer und Thorsten Kiss durchexerzierten. Und schon fanden sich die reifen Volleyball-Herren in der zweiten Eintracht-Mannschaft in der Oberliga wieder. Das sei ein glücklicher Zufall gewesen, behauptet Thomas. Na ja, so ganz stimmt das nicht. „Da gab es Absprachen unter den Jungs“, verrät zumindest Falk Gabel.

Noch so ein Glücksfall. Auch der Meistermacher der Eintracht, jener Stratege, der die Rothemden von der Trainerbank aus in die 2. Liga führte, wollte sich den großen Stress nicht mehr antun und stieg zwei Etagen tiefer. Hier ist die Eintracht nun der große Favorit auf den Aufstieg in die Regionalliga. Kein Wunder bei dem Kader mit fünf ehemaligen Zweitliga-Spielern. Mit 3:0 wurde am ersten Spieltag der TV Sontra auch gleich richtig vermöbelt. Dennoch hebt Falk Gabel warnend den Zeigefinger. „Die Saison wird für uns nicht leicht“, glaubt er. „Jeder ist gegen uns doppelt motiviert“, sieht er sein Team in der Bayern-Rolle. „Und wenn wir nicht aufsteigen, sind wir die Lachnummer der Region.“

Thorsten Brüggemann ist das alles egal. „Aufstieg hin oder her. Für mich ist am wichtigsten, dass ich mit den alten Kumpels Volleyball spielen kann.“ Dafür hätte Brüggemann auch in Kauf genommen, wieder in der Kreisliga B zu spielen. Und sich damit der Kreis geschlossen hätte. „Hauptsache, ich habe mit meinen alten Kumpels Spaß.“ Wie damals anno 1990.