Herren I verschenken das Wunder von Rodheim

Unter der Dusche die Selbsterkenntnis: dieser Körper hat es nicht verdient, ein Spitzenspiel in der Regionalliga zu gewinnen. Gerade mal drei, vielleicht dreieinhalb Sätze ist er in der Lage, halbwegs stabil zu spielen, danach wird’s eng. Und blöd, dass das nicht nur dem Verfasser dieser Zeilen so geht, sondern mindestens der halben Mannschaft. Wenn dann auch noch Bastian Thomas, dessen Körper uns geradezu beneidenswert erscheint, mit Grippe auf dem Feld vor sich hin hustet, Marc Fritsch und Crazy Beermann gar nicht erst mit zum Spitzenreiter und Zweitligaabsteiger nach Rodheim fahren konnten, ist eigentlich klar: das kann hier nichts werden. Dass es dann doch fast etwas wurde, ist ein kleines Wunder. Das große aber blieb aus. Oder besser: wir haben es verschenkt. Aber alles der Reihe nach.

Die Startformation. Die Seniorenreihe (Tim Gorbauch, Dirk Ullmann, Hans Klein), die Nachwuchsreihe (Bastian Thomas, Fabe Buchholz, Daniel Krpalek). Das Spiel beginnt wie erwartet, ziemlich feste Sprungangaben von Rodheim. Man merkt allerdings auch sofort, beide Mannschaften brauchen Zeit, um ihren Rhythmus zu finden. Auch in Rodheim war Weihnachten und auch ihrer Form hat das nicht geholfen. Trotzdem spielen sie konsequenter. Also 22:25.

Dann zwei seltsame Sätze. Wir spielen fehlerlos, perfektes Side-Out. Extrem stabile Annahme, überragender Angriff (allen voran Hans Klein). Rodheim fällt auseinander, wie wir das eigentlich von uns erwartet hatten. 25:10, 25:15. Hallo? Was ist denn jetzt los?

Beginn vierter Satz. Allgemeines Keuchen. Hier ein kleiner Fehler, da eine Unkonzentriertheit. Nichts Gravierendes, aber eben nicht mehr fehlerlos. Und Rodheim, das gerade noch ratlos seine schlechteste Leistung seit 15 Jahren bestaunte, wittert seine Chance – und nutzt sie. 18:25. Tie Break.

Noch größeres Keuchen. Scheiße, ein-, zweimal joggen zwischen den Jahren, das wär’s vielleicht gewesen. So reicht es noch zum 8:6 beim Seitenwechsel und bei 10:11 zum kollektiven Wutausbruch bei einer der fürchterlichsten Schiedsrichterentscheidungen der letzten Jahre. Letztlich heißt es 12:15 in einem Spiel, das nie das Niveau erreicht hat, wie es sich für ein Regionalligaspitzenspiel eigentlich gehören würde.

Dass beim Matchball für Rodheim Sven Becker, den wir nach zweijähriger Pause für dieses Spiel überredet haben, um wenigstens ein paar taktische Wechselmöglichkeiten zu haben, übel umknickt und sich zwei von drei Bändern reißt, ist der traurige Schlusspunkt eines verschenkten Tages.