Stimmen zum 3:1-Sieg gegen Kriftel

„Damals beim Basketball, da habe ich ja schon einige Erfahrungen sammeln können, wie es ist, vor Publikum zu spielen. Aber was die Fans hier heute abgezogen haben, hat mir immer wieder eine Gänsehaut beschert. Sensationell!“ stammelte ein sichtlich glücklicher Michael „Ötzi“ Koch in die Mikrophone der versammelten Reporterschar. Soeben hatten die Regionalliga Volleyballer der Eintracht aus Wiesbaden dem TuS Kriftel einen 3:1-Sieg im Saisondebut abgerungen und sicherten sich damit die ersten drei Punkte – so viele Punkte direkt zu Beginn der Saison, das hatten sie in ihrer Karriere noch nie geschafft. „Beim letzten Ball hab ich mir fast in die Hose gemacht – ich sehe den Aufschlag auf mich zufliegen und denk mir: jetzt gilt es, hoffentlich hat sich das intensive Annahmetraining der letzten Wochen gelohnt! – tja, dann bagger ich das Ding eben nach vorne und kriege zu meiner Überraschung auch noch den Ball gestellt.“ „Wieso jetzt Überraschung?“ „Naja ehrlich gesagt hatte ich mit einem gelegten zweiten Ball unseres Zuspielers gerechnet, diese Geheimwaffe hatte er im Laufe des Spiels ja durchaus schon erfolgreich eingesetzt. Dennoch gibt’s ne Kerze nach außen und ich stampf das Ding einfach durch den Block – Volleyball kann so einfach sein!“ wobei sich der neu zum Team gestoßene Außenangreifer schon bei den letzten Worten umdreht und in das Gegröle der restlichen Mannschaftsmitglieder einstimmt – allen voran Libero Jö-hörn, der gerade eine Polonaise durch die Zuschauerreihen angezettelt hat.

Etwas abseits sitzt Michael „Mike“ Engelcke mit dem Gesicht in seinen Händen vergraben. Eine gehörige Portion Nervosität und Unsicherheit war mit dem letzten Punkt der Eintrachtler von dem neuen Trainer abgefallen und nun wollte er den Moment im Stillen genießen. Minuten zuvor lobte er die Leistung seines Teams, das er erst seit ein paar Wochen kennt, und machte die Schwierigkeit dieses ersten Saisonspiels deutlich. „Wir haben das Spiel heute in der Annahme gewonnen, da die Jungs wirklich fast alles nach vorne gebracht haben. Dann kann man natürlich viel Druck ausüben, was vor allen Dingen die Crazies heute extrem gut gemacht haben, gefüttert von einem souveränen Zuspieler, wobei ich eigentlich das Kollektiv loben muss. Ich habe den Jungs heute vor dem Spiel gepredigt, dass die Basics uns heute das Spiel gewinnen können, und was ist passiert? Richtig, genau das! Bäms!“ „Wie muss man das jetzt verstehen?“ „Wen interessierts?! Wir haben gewonnen! Schaa-lalaa-laaa-lalalalalaa-laaa-lalalalalaa!“

Nur einer war mit all dem nicht ganz einverstanden. „Ich bin echt traurig, dass ich heute nicht mitspielen konnte“ erklärte ein sichtlich bedrückter Felix „die Volze“ Volze in der folgenden Pressekonferenz. Dieser hatte sich am Donnerstag beim Versuch eines Tony-Hawk-900° in der Half-Pipe ein Schleudertrauma zugezogen und hatte vom Arzt noch kein grünes Licht gekriegt. „Wissen sie, es ist eine Sache sich vor einem so wichtigen Spiel selbst den Weg zu verbauen und noch eine, wenn man mit ansehen muss, dass Alex „Air“ Schwab in seinem Alter immer noch einen Double-Kick-Flip über fünf liegende Leute – längs – steht, aber was gar nicht geht: Es gibt andere Leute in dieser Mannschaft, die trotz ihres Verhaltens im Vorfeld heute aufs Feld durften, aber ich möchte jetzt eigentlich auch keine schlechte Stimmung machen.“ „Das müssen sie uns genauer erklären!“ „Es ist ja kein Geheimnis, dass die Amerikaner gute Burger machen, aber offensichtlich hat sich unser rosinenfressender Railton den ein oder anderen zuviel in die Backen geschoben. Jetzt läuft er mit 10 Kilo Übergewicht wie ein Walross über’s Feld und das einzige, was ihm dazu einfällt – außer in den Block zu schlagen – ist: „Mimimi, meine Schulter…“ Tschuldigung, da muss ich einfach kotzen.“

Nächste Woche geht es für die Eintracht wieder in der Halle am 2. Ring gegen die TG Hanau. Dann wird sich zeigen, ob sich die mit Mühe und Not zusammengeschusterte Mannschaft erneut mit einem Sieg für die Treue der Zuschauer revanchieren kann.